SNB-Zinsentscheid vom 26. September 2024
Die SNB lockert die Geldpolitik weiter und senkt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1 %. Die SNB begründete den Zinsentscheid mit dem tieferen Inflationsdruck. Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB liegt deutlich unter der Prognose vom Juni. Grund für die tiefere Prognose seien unter anderem der stärkere Franken, der tiefere Ölpreis und die angekündigten Strompreissenkungen. Die SNB erwartet, dass der Inflationsdruck über die nächsten Quartale weiter nachlassen werde.
SNB-Leitzins. Quelle: SNB.
Rückläufige Inflation ermöglicht Zinssenkung
Der Zinsentscheid vom 26.09. wurde durch den geringeren Teuerungsdruck im Vergleich zum Vorquartal ermöglicht. So betrug die Inflation im August 2024 nur 1,1 % zu den Preisen des Vorjahres, verglichen mit 1,3 % im Juli. Die Teuerung lag damit im 3. Quartal unter der Inflationsprognose der SNB vom Juni. Der geringere Preisdruck aus dem Inland liess der SNB Spielraum für eine weitere Leitzinssenkung.
Zwei von drei Szenarien waren möglich
Vor dem Zinsentscheid vom September waren sich die Marktteilnehmer und Analysten wie so oft uneins darüber, welches Szenario eintreten würde. Drei Varianten waren denkbar:
- Basisszenario 25 Basispunkte: Die SNB senkt den Leitzins auf 1 %. Dieses Szenario wurde als am wahrscheinlichsten angesehen.
- Aggressives Szenario 50 Basispunkte: Die SNB senkt den Leitzins um 0,5 % auf 0,75 %.
- Kein Zinsschritt: Die SNB belässt den Leitzins bei 1,25 %. Kaum jemand ging von diesem Szenario aus.
Zinssenkungen in Eurozone und in den USA erhöhen Druck auf Franken
Ein zentraler Diskussionspunkt war auch vor diesem SNB-Zinsentscheid wieder das Erstarken des Franken, dies aufgrund der Zinssenkungen in der Eurozone und den USA um 25 beziehungsweise 50 Basispunkte. Das führt in der Regel zu einer Erstarkung des Frankens und war ein Argument für die SNB für einen weiteren Zinsschritt.
Alternativ könnte die SNB am Devisenmarkt aktiv werden, d.h. mit Fremdwährungen handeln, wie sie es auch in der Vergangenheit immer wieder getan hat, wenn der Frankenkurs zur Gefahr für die Schweizer Wirtschaft wurde, und das Zinsumfeld keinen Spielraum für einen Zinsschritt liess.
Ein starker Franken hat gegenläufige Effekte auf die Schweizer Wirtschaft: Er entkoppelt die inländischen Preise bis zu einem gewissen Grad vor der Teuerung im Ausland; er schwächt aber auch die Exportwirtschaft, weil es für ausländische Käufer teurer wird, Güter aus der Schweiz zu kaufen. Der Steuerung des Frankenkurses ist damit neben der Kontrolle der Teuerung eines der wichtigsten Ziele der SNB.
Gemischte Wirtschaftsaussichten
Ein weiterer Grund für den SNB-Zinsentscheid waren die nach wie vor gemischten Wirtschaftsaussichten. Zwar liegt die aktuelle Wachstumsprognose des SECO für 2024 unverändert bei 1,2 %; die Prognose für 2025 hat sich allerdings im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozentpunkte verschlechtert. Die SNB erwartet sogar nur ein Wachstum von 1 % für 2024. Sorgen bereiten insbesondere die schwächelnde Wirtschaft in für die Schweiz wichtigen Exportländern wie Deutschland, China und den USA.
Letzte Amtshandlung des abtretenden SNB-Chefs Thomas Jordan
Der Zinsentscheid vom 26.09. markierte auch das Ende einer Ära bei der Schweizerischen Nationalbank. Thomas Jordan (61), der Ende September von seinem Amt als Präsident der SNB zurücktreten wird, verlässt die Bühne mit einem letzten Zinsschritt. Seine Amtszeit war geprägt von zahlreichen Krisen, aber auch von Stabilität und Konstanz. Die meisten Analysten erwarten, dass die SNB auch unter Leitung seines Nachfolgers Martin Schlegel den gegenwärtigen Kurs beibehalten wird.
Hypothekarzinsen im 3. Quartal deutlich gefallen
Das Zinsumfeld hat einen direkten Einfluss auf die Hypothekarzinsen und damit auf die Nachfrage nach Immobilien. Seit dem letzten Zinsentscheid hat sich die Zinssituation auf dem Hypothekarmarkt deutlich entspannt: So sind im 3. Quartal die Hypothekarzinsen sowohl für mittlere als auch für lange Laufzeiten um etwa 0,3–0,4 % gefallen. Damit liegen die Hypothekarzinsen Stand September 2024 so tief wie zuletzt im 2. Quartal 2022.
Ausblick: Weitere Zinssenkungen 2024 möglich
Eine zentrale Frage seitens vieler Medien und Analysten ist, ob mit dem Zinsentscheid vom September das Ende des Zinszyklus erreicht ist. Die Meinungen gehen hier auseinander: Während die UBS seit mehreren Monaten davon ausgeht, dass die SNB einen Leitzins von 1 % anpeilt, geht beispielsweise die Bank J. Safra Sarasin von einem aggressiveren Szenario mit Zinssenkungen auf bis zu 0,5 % aus.